Vereinsauflösung

Der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. wurde aufgelöst. Eventuelle Gläubiger des Vereins werden gebeten, ihre Ansprüche beim Liquidator

Hans A. Kloos,
Telefon +49 611 5319051,
E-Mail: h.a.kloos@veh-ev.eu

anzumelden.

Verein ehemaliger Heimkinder e.V. aufgelöst

Der Verein ehemaliger Heimkinder e.V. hat sich per Mitglieder-Entscheid auf der Mitgliederversammlung am 14./15.10.2023 aufgelöst.

Was bleibt ist Wehmut, Traurigkeit, Frustration – aber auch viel Stolz auf all das, was der Verein in seiner Geschichte erreicht hat.

Wir danken noch einmal allen, die dazu beigetragen haben, den Verein zu dem zu machen, was er ist/war.

Zur Zeit befindet sich der Verein in Liquidation. D.h. dass maßgeblich Stellen und Behörden von der Auflösung informiert werden müssen, es muss der Verbleib des Vereinsvermögens beantragt werden, die Buchführung wird von den Finanzbehörden abschließend geprüft.

Bei Fragen zu diesen Prozessen wenden Sie sich bitte an den Liquidator
Hans. A. Kloos
Telefon: +49 611 5319051
E-Mail: h.a.kloos@veh-ev.eu

Ein Mahnmal für die Kinderopfer in Nazi-Deutschland und der BRD

Das hier gezeigte Mächen steht sowohl für die Kinder in Heimfürsorge, die in der Kindereuthanasie ermordet wurden, wie es auch für die besondere Gruppe der Heimkinder,
die als Sinti, Roma oder Jenische ermordet wurden und für jene, die nach 1945 physischer, psychischer und sexueller Gewalt ausgesetzt waren. In der Inschrift wird der Zusammenhang verdeutlicht.

Dieses eindrucksvolle Mahnmal wird demnächst in Bremen seinen Platz finden.

Michael Decker, selbst ehemaliges Heimkind, der während seiner langen Jahre im Heim (u.a. im Franz-Sales-Haus in Essen) Unsägliches erleiden musste, hat dieses Mahnmal mit einem Gutteil der Nachzahlung seiner Opferentschädigungsrente (OEG) erstellen lassen!

Danke, Michael!

Die Recherche ihres Lebens

PHARMAZEUTISCHE VERSUCHE

Sylvia Wagner ist bei Nonnen und in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Als erwachsene Pharmazeutin hat sie aufgedeckt, dass Medikamente bis in die Siebzigerjahre an Heimkindern und „milieugeschädigten“ Jugendlichen getestet wurden. Davon betroffen war auch ihr eigener Bruder.

Einen großen Stapel Dokumente hatte sich Sylvia Wagner an jenem Tag aus dem Archiv des Pharmaunternehmens Merck in den Lesesaal kommen lassen. Es würde wieder einige Stunden dauern, sich durch die ohne klare Ordnung abgelegte Korrespondenz der Firma mit Behörden und Instituten aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren zu arbeiten. Bald aber stieß Wagner, selbst Pharmazeutin, auf Unterlagen, in denen es um die Prüfung neuer Medikamente in Heimen, Kliniken oder Psychiatrien an „schwer erziehbaren“ oder als „schwachsinnig“ abgestempelten Kindern und Jugendlichen ging. Seitenlang berichteten die Anstaltsmediziner über die angeblich gute Wirkung der erprobten Medikamente. Die Heranwachsenden seien wesentlich ruhiger oder durch die Sedierung überhaupt erst zugänglich für eine Psychotherapie.
(Zum Lesen des ganzen Artikels, hier klicken)

Filmdreh über das Kinderkurheim Johannaberg in Berlebeck – Zeitzeugen gesucht

Kinderkurheim Johannaberg in Berlebeck © Léa Morelli

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Betroffene ihr Schweigen gebrochen und öffentlich von schockierenden Erfahrungen in Kinderkurheimen berichtet. Von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre hinein wurden Millionen Kinder zur Kur geschickt, um sich während einer sechswöchigen Kur zu erholen. Doch in vielen Heimen herrschten Heimweh, Zwang und Gewalt. So auch im vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Kinderkurheim Johannaberg. Es lag in der Ortschaft Berlebeck (Landkreis Detmold) und unweit des Hermanndenkmals am Rande des Teutoburger Waldes. Bis zur Schließung 1973 wurden erholungsbedürftige Kinder vornehmlich aus den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Hamburg dorthin verschickt.

Der Dokumentarfilm „Heimgesucht“ soll nun die dortigen Missstände aufarbeiten. Regie führt Silas Degen, Filmemacher und Student der Filmuniversität Babelsberg. Unterstützt wird das Vorhaben von der Filmfördergesellschaft nordmedia, der Initiative Verschickungskinder und dem Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen-NRW. Die Dreharbeiten sollen noch im Jahr 2023 erfolgen und die Rollen mit Schauspieler*innen besetzt werden, die selbst eine Verschickung erlebt haben.

Um ein genaues Bild vom Alltag im Heim Johannaberg vermitteln zu können, ist das Filmteam auf der Suche nach Zeitzeugen. Vornehmlich nach Berlebeck verschickte Kurkinder mit negativen wie positiven Erfahrungen. Aber auch Kinderpflegerinnen, Heimpersonal und Praktikantinnen, die Einblicke aus ihrer Perspektive geben können. In Erlebnisberichten tauchen bislang folgende Namen auf: Gerlind Steinbach, Ursula Rusche, die Tanten Anneliese, Lilo, Ute, Paula und Pitty (mit auffälligem niederländischen Akzent) sowie die Heimleitung Becker und der Arzt Dr. Lange. Wer kennt diese Personen und weiß etwas über ihren heutigen Aufenthaltsort? Außerdem sucht das Filmteam nach historischen Fotografien, Postkarten und Gegenständen oder Möbelstücken aus dem Heim Johannaberg.

Kontakt zum Filmteam kann über die folgende Mailadresse aufgenommen werden: berlebeck@verschickungsheime.de. Alle Anschreiben werden auf Wunsch anonymisiert und vertraulich behandelt.

Netzfund: Bund fördert Selbstorganisation von Betroffenen sexueller Gewalt im Kontext der Kirchen: 400.000 Euro Zuschuss für Eckiger Tisch e.V.

Das schreibt der Bundestagsabgeordnete Lars Castelluci (SPD) auf seinem offiziellen Blog:

„Es ist ein Beschluss mit großer Signalwirkung, den wir im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages gefasst haben: Der Verein zur Unterstützung von Betroffenen sexueller Gewalt im kirchlichen Bereich, Eckiger Tisch e.V., erhält künftig eine Förderung in Höhe von 400.000 Euro aus dem Etat des Bundesinnenministeriums. Das berichte ich gemeinsam dem zuständigen Berichterstatter im Haushaltsausschuss, Martin Gerster.

Für mich ist klar, dass sexualisierte Gewalt zu dem Schlimmsten gehört, was Kindern und Jugendlichen angetan werden kann. Häufig geht es um die Täter, während die Opfer viel zu wenig gesehen, gehört und unterstützt werden. Wir setzen heute ein klares Zeichen, dass sich das ändert. Auch die Aufarbeitung kann nur mit den Betroffenen gelingen. Dazu müssen sie in ihrer Selbstorganisation gestärkt werden. Dafür schaffen wir nun eine Basis.

Martin Gerster, verantwortlicher SPD-Haushaltspolitiker für den Etat des Bundesinnenministeriums, ergänzt: „Bei Eckiger Tisch e.V. leisten Menschen, die selbst in Kindheit und Jugend Opfer von sexueller Gewalt durch Kirchenbedienstete wurden, bereits seit 12 Jahren unschätzbar wertvolle Arbeit für andere Betroffene. In der Ampel-Koalition haben wir uns auf Initiative der SPD sehr schnell darauf verständigt, dass wir diese Arbeit finanziell unterstützen wollen. Dafür schaffen wir jetzt einen eigenen Titel im Bundeshaushalt, und zwar in dem Kapitel, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Bereich der Kirchen betrifft. Ein glasklares Signal, wie ich finde, das bereits in der früheren Regierungskonstellation dringend notwendig, aber politisch leider nicht möglich war. Jetzt haben wir es gemeinsam mit Bündnis 90/Die Grünen und FDP umgesetzt.“
(Quelle)

Des weiteren führt er aus:

Der aus einer Initiative von Betroffenen hervorgegangene gemeinnützige Verein Eckiger Tisch e. V. ist die einzige Selbstorganisation, die Betroffene von sexueller Gewalt im Kirchenbereich nicht nur umfassend betreut und berät, sondern auch politische und mediale Unterstützungsarbeit für sie leistet. Der Verein verfügt über ein großes Maß an Expertise und Erfahrung im Umgang mit den  Kirchen und dem Kirchenrecht, und genießt hohes Vertrauen bei den Betroffenen. Mit dem Zuschuss des Bundes kann eine Geschäftsstelle aufgebaut und das bisherige ehrenamtliche Engagement des Vereins personell verstärkt werden. Zudem wird eine Online-Anlaufstelle als niedrigschwelliges Beratungsangebot und Austauschmöglichkeit für Betroffene eingerichtet.“
(Quelle ebenda)

Und so geht es weiter im Text… Da tun sich nun doch einige Frage auf:

  • Der Eckige Tisch ist also die einzige Initiative/Selbstorganisation, die Betroffene von sexueller Gewalt unterstützt?
  • Wer hat all die anderen Gruppen, Initiativen und Organisationen „unter den Tisch“ fallen lassen?
  • Wieso bekommt der Eckige Tisch einen doch immerhin nicht gerade kleinen Zuschuss für seine Arbeit, während alle anderen Initiativen leer ausgehen?
  • Warum WUSSTEN die anderen Organisationen nicht einmal von diesem „Geldsegen“?

Ein loser Zusammenschluss von verschiedenen Initiativen hat sich nun schriftlich beim Haushaltsausschuss des Bundestages erkundigt, einige Fakten erläutert und die oben angesprochenen Fragen gestellt.

Anfrage-Haushaltsausschuss

Eine abschließende Antwort gab es bislang nicht. Ein Auskunftsersuchen an die UBSKM (Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs) ergab nun, dass diese nicht in diesen Prozess eingebunden war und es wurde empfohlen, sich direkt an den Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci zu wenden, auf dessen Webseite die Ankündigung der Geldvergabe zu lesen ist.

Das wird dann wohl der nächste Schritt sein.

Man sieht: Es bleibt spannend!

Weihnachtskalender

Wir haben euch einen Weihnachtskalender gebastelt… Leider nicht ganz werbungsfrei – das wäre leider zu teuer geworden.

Wir hoffen dennoch, dass ihr Spaß dran habt!

Das Vorstandsteam
Verein ehemaliger Heimkinder e.V.


Zum Tod von Volker von der Locht

Stolpersteine… Mitte: Volker von der Locht

Ende Oktober verstarb Volker von der Locht im Alter von nur 62 Jahren. Er war einer der ersten wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen im Forschungsinstitut „Bochumer Zentrum für Disability Studies (BODYS)“ und hat dieses in der Aufbauphase begleitet.

Er war nicht nur ein bekannter Aktivist und Wissenschaftler der deutschen Behindertenbewegung, in der er seit Anfang der 1980er Jahre aktiv war, er war auch unvergleichlich solidarisch mit den Überlebenden deutscher Heimerziehung.

Da er 1996 zu einem historischen Thema im Bereich der NS-Euthanasie promovierte, führte ihn sein Weg fast zwangsläufig letztendlich zum Thema Heimerziehung in den bundesdeutschen Nachkriegsjahren.

Mit seinem kritischen Blick, seinem Misstrauen gegenüber staatlichen Institutionen und seiner radikalen Kapitalismuskritik machte er sich sicherlich nicht nur Freunde. Aber uns Überlebenden gegenüber war er immer unendlich empathisch, hilfsbereit und hilfreich und so manch einem/einer hat er über einige Klippen hinweggeholfen, z.B. durch unermüdliche Zuarbeit bei seinem/ihrem Kampf um Gerechtigkeit vor den Gerichten. Hilfreich dabei war vor allem seine Fähigkeit, sich äußerst akribisch in komplizierte, alte Akten einzuarbeiten und diese für die Betroffenen zu interpretieren.

Sein Tod ist ein großer Verlust für die Ehemaligen und wir werden ihn sehr vermissen!

Doch am vierten Tag im Felsgesteine
hat ein Zöllner ihnen den Weg verwehrt:
„Kostbarkeiten zu verzollen?“ – „Keine.“
Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.“
Und so war auch das erklärt.

Doch der Mann in einer heitren Regung
fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?“
Sprach der Knabe: „Dass das weiche Wasser in Bewegung
mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt.
Du verstehst, das Harte unterliegt.““

(Fragment aus: Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Weg des Laotse in die Emigration von Bertolt Brecht)